Bodenarchäologische Untersuchungen

von Mag. Dr. Alexander Zanesco

Auszug Folder Bodenarchäologische Untersuchungen

„Naturhöhle“ Altfinstermünz Grabungskampagne 20041

Die Klausenanlage „Altfinstermünz“ in einer felsigen Talenge, an einem Prallhang des Inn (Abb. 1) unterhalb des Reschenpasses und von Nauders gelegen, hatte lange Zeit besondere Bedeutung als Straßen-, Grenz- und Zollstation zwischen Oberinntal, Vinschgau und Engadin2. Älteste schriftliche Erwähnungen entstammen vielleicht dem 12. Jh. Eine Nennung als „castrum Lvech in der Vinst(er)minze“ von 1241 wurde als möglicher Hinweis auf eine Höhlenburg gedeutet. Als bislang ältester Bauteil gilt der Brückenturm im Westen (14. Jh.)3, der v. a. dem Schutz der Brücke diente. Der Tor- oder Klausenturm im Osten und Sigmundseck4 im Norden (Zollstätte oder erhöht gelegene „Zollburg“ ab 1472 bis 1779) entstammen dem späten 15./frühen 16. Jh. Weitere Bauwerke befanden sich innerhalb dieses Dreiecks (Abb. 2, 3 u. 5) und östlich vorgelagert (Wirtschaftsgebäude, Kapelle, s. u.) (s. Beilage Lageplan) Mit der Verlegung der Zollstation 1779 weiter talauswärts nach Martinsbruck und endgültig mit der Straßenverlegung von 1854 verlor die Anlage ihre Bedeutung. In welcher Beziehung die Lokalität zur von Nauders entlang des rechten Innufers herunterführenden und dann weiter talauswärts verlaufenden Römerstraße Via Claudia Augusta (errichtet ca. 46 n. Chr.) stand, konnte durch diese Untersuchungen nicht geklärt werden.

Die steil ansteigenden Felshänge nördlich der Burg wirkten als natürliche Befestigung (Abb. 1). Gegen Süden, Südwesten und Westen übernahm der Inn diese Funktion. Daher war eine aufwändigere Befestigung nur nach Osten, gegen den Fluss und zur Sicherung der Brücke notwendig. Sperrmauern wurden dementsprechend gegen Osten, vom Torturm nach Norden den Hang hinaufsteigend (Abb. 3, 20 u. 28), und Süden, gegen den Inn (Abb. 1), errichtet. Zusätzliche Sicherungsbauten entstanden frühneuzeitlich, den Torturm an der Ostseite (und Westseite?) flankierend (s. u.). Die nach Westen führende Brücke war durch den erwähnten Turm mit Hebeanlage geschützt. Weiter taleinwärts befand sich die sog. Niklasmauer, eine zusätzliche Sperrmauer zum Schutz der Straße5.

Die Höhle lag innerhalb der Burg im steilen Felshang an der Nordseite (Abb. 4). Sie hatte sich entlang einer Verwerfung bzw. Verschiebungsfläche (Harnisch) gebildet. Außen war sie von Bauteilen verstellt, die sich westlich an den Torturm bzw. die östliche Sperrmauer anschlossen (Abb. 2 u. 3). Sie bildete einen sich etwa Ost-West erstreckenden Hauptraum von ca. 14 m Länge, 8 m Breite und 12 m Höhe (im nördlichen Bereich), dessen Boden leicht nach Osten abfiel (Abb. 5, Räume F.0.1 und F.0.2). Am nordöstlichen Ende setzte sie sich in Form eines um knapp 3 m höher liegenden und nach Osten ansteigenden, bis ca. 2 m breiten, noch etwa 7 m langen natürlichen Ganges fort (Abb. 8 u. 12). Gegenüberliegend, ebenfalls an der Rückseite der Höhle, begann hinter einer Abmauerung6 der Aufgang nach Sigmundseck (Abb. 5 u. 11a/b) (vgl. auch Beilagen Lageplan sowie Grundrisse, Schnitte, Grabungsflächen). Offenbar diente die Höhle als Verbindungsgang zum Turm.

Eine spätgotische7 Mauer verschloss die Höhlenöffnung (Abb. 5-7 u. 9-10). Sie wurde barock (17. Jh.) durch den Einbau einer neuen Tür an der Ostseite und Fensterzusetzungen(?) verändert. Reste der spätgotischen Eingangssituation wurden nicht festgestellt. Im Inneren erfuhr die Höhle wohl E. 18./A. 19. Jh. eine Trennung in ein westliches und östliches Kompartement und zwei Geschosse (Abb. 6-10). Die neue Trennungsmauer diente als Auflager für die Deckenbalken. Hinweise auf eine zeitweilige Nutzung als Küche o. ä. fanden sich ebenfalls in Form von starken Verrußungen, bes. an den älteren Teilen der Höhlenabmauerung und im Bereich der „Kochnische“ (Abb. 6-7 u. 9-10).

Grundsätzlich war auch mit einer sich auf wesentlich frühere Zeitabschnitte erstreckenden Verwendung der Höhle zu rechnen. Ihre Position in etwas erhöhter Lage über dem Talgrund mit dem fischreichen Inn ließ sie auch als für z. B. Jäger(Fischer)- und Sammlergesellschaften interessanten Aufenthaltsort erscheinen. Bis hin zu den die Straße in der Römerzeit und später begehenden Personen waren also viele Möglichkeiten einer Nutzung der Höhle vor der Errichtung der mittelalterlichen Verteidigungsanlagen gegeben. Die Grabungen lieferten dazu aber keinerelei positive Ergebnisse. Dass die Höhle dagegen bis in jüngste Zeit in Verwendung stand, war offensichtlich (z. B. Ablagerungen von Viehdung als jüngste Schichten).

Rahmenbedingungen, Methodik und Grabungsverlauf

Das Institut für Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalter- und Neuzeitarchäologie der Universität Innsbruck führte vom 30. August bis 17. September 2004 eine erste Grabungskampagne in der sog. „Naturhöhle“ von Altfinstermünz durch. Der Berichterstatter fungierte dabei als örtlicher Grabungsleiter (wiss. Leitung Univ.-Prof. Dr. Harald Stadler). Die Ausgrabung war als internationales Studentencamp im Rahmen des Projektes Via Claudia Augusta/Programm Interreg III B Alpenraum/Transnationales Pilotprojekt-Handlungsfeld Archäologie tituliert. Je vier Studenten der Universitäten Innsbruck und Venedig nahmen daran teil. Im Anschluss daran erfolgten noch weitere ergänzende Arbeiten ohne studentisches Personal.

Unmittelbarer Auslöser für diese Grabung waren geplante Umbauarbeiten innerhalb der Höhle im Rahmen des Gesamtausbaus des Ruinenkomplexes zu einer historischen Dokumentationseinrichtung mit touristischem Hintergrund. Der daraus möglicherweise resultierenden Zerstörung historisch wertvoller Substanz sollte durch diese Untersuchungen rechtzeitig entgegengewirkt werden.

Vor dem Beginn dieser Arbeiten hatte die Messbildstelle Leipzig bereits eine umfangreiche Dokumentation der Gesamtanlage angefertigt8 (Abb. 5). Die damals erstellte Rahmenvermessung war für die Einpassung der archäologischen Vermessungsarbeiten von großem Nutzen. Insbesondere das Höhleninnere war aber noch nicht mit für die archäologische Grabung ausreichender Detailliertheit in die Vermessung einbezogen worden. Weiter konnten erste Bauuntersuchungen des Bundesdenkmalamtes für die Bewertung der archäologischen Befunde genutzt werden9 (Abb. 5).

Das Ziel der archäologischen Untersuchung war die Erforschung der natürlichen Gegebenheiten der Höhle sowie deren Veränderungen durch Menschenhand im Laufe der Jahrhunderte. Zur Unterteilung der Fläche wurde ein an der Trennmauer orientierter Grabungsraster abgesteckt. Die Abtiefungen erfolgten im stratigraphischen Verfahren, d. h. unter möglichst genauer Trennung der einzelnen Schichten. Schon aufgrund der Einbauten und der daraus abzuleitenden, jedoch nicht mehr vorhandenen (Stütz-)Elemente musste mit weiteren architektonischen Spuren im Bodenbefund in eher geringer Tiefe gerechnet werden. Daher, aber auch aufgrund der Personalsituation bzw. des daraus resultierenden Arbeitsflusses wurde eine flächige Vorgangsweise gewählt. Als Ergänzung dazu erfolgte zuletzt noch eine Tiefensondage (Quadranten F-I/7, s. Beilage Grundrisse, Schnitte, Grabungsflächen), die den weiteren Bodenaufbau dokumentieren sollte.

Zusätzlich zur bereits bestehenden Dokumentation sollte die Höhle parallel zu den Grabungsarbeiten noch etwas detaillierter vermessen werden. Zu diesem Zweck wurden Grundrisse auf verschiedenen Ebenen ebenso angefertigt wie mehrere Längs- und Querschnitte des Höhleninneren. Diese Vermessungen erfolgten mit Hilfe eines Tachymeters und Direktverbindung zum Laptop, in dem die Pläne synchron mittels AutoCAD® gezeichnet wurden. Mit demselben System erfolgte auch die Grabungsdokumentation, jedoch unter zusätzlicher Verwendung von Ortofotos.

Nach dem oben gesagten war auch mit starken Veränderungen evt. vorhandenen älteren Kulturniederschlags durch die bis heute andauernde Begehung und Nutzung zu rechnen. Spuren frühester Anwesenheit des Menschen konnten v. a. in evt. vorhandenen untertägigen Felsspalten oder in muldenförmigen Bereichen des Höhlenbodens erwartet werden. Unter der Annahme, dass sich solche Sedimentfallen aufgrund der Verbauungen am Höhleneingang eher zur hinteren Höhlenwand hin erhalten haben würden, begannen die Arbeiten entlang dieser Linie mit der Öffnung mehrerer Quadranten (s. Beilage Grundrisse, Schnitte, Grabungsflächen). Hier wurde jedoch schon bald das anstehende Höhlensediment erreicht bzw. der gewachsene Fels. Nur der Höhlenmitte zu fanden sich ältere und sehr zahlreiche Schichten, deren Freilegung entsprechend zeitaufwändig wurde. Die Sondagen in Richtung Höhlenausgang ergaben eine Fortsetzung dieser Situation bis in eine Tiefe von etwa 1,9 m unter das Fußbodenniveau (s. Beilagen Bodenprofile, Querprofil). Dabei handelte es sich ausschließlich um Ablagerungen durch Menschenhand. Aufgrund des gegebenen Rahmens musste für diese Abtiefung die stratigraphische Vorgehensweise aufgegeben werden. Die Verteilung dieser Schichten im Grundriss deutete die ehemalige Form und Lage der später aufgeweiteten Höhle an (vgl. Beilage Grundrisse, Schnitte, Grabungsflächen, Sit. 2).

Befunde - Höhle mit Einbauten

Wie die Ausgrabungen nahelegten, hatte die Höhle ursprünglich eine gegenüber der heutigen deutlich abweichende Form. Mangels älteren datierbarem Fundmaterial muss davon ausgegangen werden, dass die in diesem Hohlraum festgestellten Kulturschichten (hauptsächlich anthropogene Ablagerungen aus bislang ungeklärten, vermutlich handwerklichen Tätigkeiten), gemischt mit Versturzmaterial vom Höhlenhimmel u. a. Auffüllungen allesamt erst im (14.)/15. Jh. entstanden. Sie lagen zum Teil direkt auf den über dem Fels natürlich entstandenen Sedimenten (Einschwemmung, Verwitterung, Ablagerung vom Höhlenhimmel) (s. u.).

Nach den Bauuntersuchungen wurde die Höhle zuletzt spätgotisch (um 1500) abgemauert10 (Abb. 5). Zugleich(?) erhielt der obere Turm, sog. „Sigmundseck“ (ca. 1470), einen Zugang von der Höhle aus in Form eines durch den Fels getriebenen Ganges (wohl Erweiterung einer bestehenden Spalte entlang einer Verwerfung mit Harnischbildung wie an der Höhlenrückwand zu sehen). So wurde die Höhle zum Durchgangsraum und diente als leicht zu sichernder Aufgang zum Turm. Die Abmauerung besaß einen Absatz etwa 2,8 m über dem rezenten Boden. Er könnte als Auflager für eine Decke gedient haben, von der an der Gegenseite (Höhlenrückwand), vielleicht aufgrund späterer Abarbeitungen des Felsens, nichts zu erkennen war. In diesem Kontext wären auch die seitlichen Sitzbänke (nur eine erhalten) neben dem mittleren Fenster im Obergeschoss zu sehen.

Auffällige Rußspuren an den Höhlenwänden und an der spätgotischen Abmauerung wiesen auf eine Verwendung als Küche o. ä. nach diesem Zeitpunkt hin. Zu diesem Zweck dürfte jene Felsnische rechts neben dem erdgeschossigen Eingang geschaffen worden sein (Abb. 13), die oben ebenfalls verrußt war. Mauerreste an deren Vorderseite werden von der Kochstelle stammen. Auch die links dieser Aushöhlung errichtete, isoliert stehende Mauerscheibe mit zwei Nischen dürfte damit in Zusammenhang gestanden haben, hatte aber (sekundär?) auch tragende Funktion für eine Deckenkonstruktion, wovon zumindest eine Balkenausnehmung noch erkennbar war (Abb. 5, 8 u. 12-13). Der Rußbeschlag konnte an den sich auch aufgrund der andersartigen Mauerungstechnik abhebenden Wandflächen über dem Eingangstor und an der Trennwand nicht beobachtet werden (E. 18./A. 19. Jh.) (Abb. 6-7 u. 9-10).

Die erwähnten Veränderungen im 18./19. Jh. betrafen die Herstellung bzw. Modifizierung von Fenster- und Tür(?)öffnungen in der oberen Geschoßebene (Abb. 6-7 u. 9-10)11. Die Errichtung der Quermauer durch die Höhle ist aufgrund der praktisch identischen Mauerstruktur vermutlich in die gleiche Phase zu stellen (Abb. 5, 6-10). Somit wurde der Raum in dieser Zeit zumindest im unteren Geschoss unterteilt. Dabei diente diese Mauer offensichtlich auch als Auflager für Deckenbalken, deren Spuren sich dort und da ebenso an den Höhlenwänden und anderen Mauern fanden. Der Absatz an der Außenmauer innen knapp unterhalb dieser Ebene könnte als Auflager eines Vorgängers dieser Decke gedient haben (Abb. 7 u. 10). Reste eines Bodenestrichs konnten über der Kochnische beobachtet werden (Abb. 13). Die Höhle war also E. 18./A. 19. Jh. (abermals?) in zwei Geschosse gegliedert worden. An der Außenseite wurden Balkenlöcher auf etwa dem gleichen Niveau beobachtet, was an ein durchgehendes Geschossniveau in dieser Phase denken lässt (Abb. 4). Daher machten zu diesem Zeitpunkt das Fenser und der Lichtschlitz im Obergeschoss keinen Sinn mehr, weshalb sie vermauert wurden. Alle zur Verfügung stehenden Darstellungen des 17. Jh. zeigen ein hoch aufragendes Gebäude im Vorfeld der Höhle.

Dass mit den laufenden Veränderungen auch die Höhle selbst modifiziert bzw. beträchtlich erweitert wurde, zeigen z. B. erhaltene Sprenglochbohrungen und vereinzelte Funde von Steinen mit solchen Löchern12. Ein Übergang zur Verwendung von Sprengstoff könnte in Analogie zum Schneeberg/Sterzing in der Zeit um 160013 erfolgt sein, also lange nach der spätgotischen Höhlen-Abmauerung. Wie die Ausgrabungen zeigten (s. v. a. Beilage Längsprofil), wurde das Bodenniveau der Höhle besonders im Ostteil ab etwa der Trennmauer verändert (s. u.). In dieser Hälfte befanden sich auch der neue Eingang des 17. Jh., die sicher künstliche „Kochnische“ und die zugehörige Mauerscheibe mit Wandnischen. Es darf zumindest vermutet werden, dass diese Neubauten mit einer gleichzeitigen Höhlenerweiterung einher gingen und so einen Ausbaukomplex darstellten.

Bodenbefunde

Die flächigen Abdeckungen entlang der hinteren (nördlichen) Höhlenwand ergaben v. a. neuzeitlich bis rezent umgelagerte bzw. aufgebrachte Schichten (Schichten 158-178) (vgl. auch für das Folgende die Beilagen Bodenprofile, Grundrisse und Schnitte, Grabungsflächen, Sit. 1). Dazu zählten Fäkalschichten (zwei Horizonte, Schichten 173b u. 177) und Steinschüttungen im Rahmen der jüngsten Nutzungen als Viehunterstand (Schicht 173a), Versturzmaterial vom Höhlenhimmel (z. B. Schicht 183, als ständiger Niederschlag auch eingelagert in zahlreiche andere Schichten) bzw. von den Einbauten (Schicht 181) und offenbar aufgeschüttetes Material. Innerhalb dieser Schichten fand sich u. a. das eine oder andere Keramikfragment. Diese Funde konnten nicht älter als 16./17. Jh. datiert werden (grün glasierte oxidierend gebrannte Gefäßkeramik). Bereichsweise waren Reste eines Steinplattenbodens nachzuweisen (Schicht 172), der an die Trennmauer in der Höhlenmitte lief und daher gleichzeitig oder jünger als diese (E. 18./A. 19. Jh.) zu datieren war. Er wurde offenbar großteils entfernt. Die erwähnten Fäkalschichten (Schichten 173b u. 177) lagen, wo vorhanden, über diesem Boden oder liefen an desse Reste an.

Diese jüngeren Auffüllungen und Ablagerungen ab dem 16. Jh. kappten ein mächtiges Paket älterer Schichten (Schichten 2 – 156). Ungefähr in Höhlenmitte zeichnete sich dieses halbkreisförmig in das Innere reichende Schichtenkonvolut ab (vgl. Beilage Grabungsflächen, Sit. 2), das in den Quadranten F-I/7 bis in eine Tiefe von ca. 1,9 m verfolgt werden konnte (hier Gesamthöhe des Paketes ca. 1,7 m). Es handelte sich dabei um großteils in geringer Mächtigkeit beobachtete Schichten großer Zahl, die tlw. nur kleinflächig ausgebildet oder erhalten waren, was für räumlich sehr begrenzte Aufbringungen spricht. Dazu zählten v. a. Holzkohleschichten, Aschen(?)14, Kalksteinschichten (einschl. Verstürze vom Höhlenhimmel) sowie Schüttungen inhomogenen Steinmaterials, tlw. mit humosen/sandigen Beimengungen. Der Kalk(?) war stark zersetzt, komprimiert und zeigte oft charakteristische rötliche Verfärbungen. Die holzkohlehaltigen Schichten zeigten häufig verziegelte Unterkanten, was für eine Entstehung vor Ort oder eine Aufbringung im noch heißen Zustand spricht. Gelegentliche Störungen in Form von „Pfostenlöchern“ durch in den Boden gerammte Stöcke und andere Eingriffe sprachen ebenfalls für Aktivitäten vor Ort. Auch die Kompaktheit und Homogenität der Schichten belegten eine örtliche Entstehung. Gegen eine Auffüllung mit Abfallmaterial von außerhalb der Höhle sprachen u. a. die wesentlich einfachere Entsorgungsmöglichkeit in den Fluss oder die Zuschüttung eines nutzbaren natürlichen Hohlraumes. Der obere Bereich des Pakets war bereits durch Umlagerungen und Vermischungen gekennzeichnet (etwa ab Schicht 151). Daher blieb die ursprüngliche Höhe des Konvoluts unbekannt.

Unterhalb dieser Schichten kamen nur noch feiner Flusssand und Steine bzw. vermutlich sowohl eingeschwemmtes als auch Verwitterungs- und Versturzmaterial des Felsens zum Vorschein (Schicht 1). Das Eindringen des Flusses in die Höhle ist auf diesem Niveau bei Hochwasser und evt. etwas höher liegendem Bachbett denkbar. Es entspricht etwa dem Niveau des heutigen Vorplatzes, ungefähr 5,6 m über dem durchschnittlichen Innpegel (Abb. 1). Dass sich die erwähnten Kulturschichten des (14.)/15. Jh. direkt anschlossen, auch dem Fels bzw. dem darüber befindlichen Verwitterungshorizont unmittelbar auflagen, deutete auf eine vorausgehende Abtragung und Ausweitung des natürlichen Hohlraumes. Die nach dem Grabungsbefund annähernd zu rekonstruierende Felsoberfläche ergab einen Gang etwa in der Höhlenmitte, der sich bogenförmig nach NO entwickelte, aber auch einen Abzweig in Richtung W gehabt haben dürfte (vgl. Beilagen Bodenprofile). Die eingelagerten Kurlturschichten füllten diese Spalte aus, reichten aber auch darüber hinweg. Diese Grundsituation wird für die rezente Höhlenform bestimmend gewesen sein. Gangförmige Fortsetzungen nach NO und W (Sigmundseck) bestehen noch heute.

Da die kleinflächige Sondage in einer Tiefe von ca. 2,5 m unterhalb des rezenten Gehniveaus nicht mehr weitergeführt werden konnte, musste sie an diesem Punkt abgebrochen werden. Damit war aber nicht auszuschließen, dass sich unterhalb der natürlichen Auffüllungen noch weitere Kulturschichten befinden konnten15.

Die stratigraphische Position der Höhlenabmauerung blieb in dieser Phase indifferent weil sowohl der Mauer anlaufende als auch durch diese gekappte Schichten beobachtet werden konnten16. Allerdings wurde die Mauer gegen Erdreich gemauert, was ihre sekundäre Stellung mit großer Wahrscheinlichkeit belegt. Im Profil schnitt sie die Straten ab Schicht 156 abwärts.

Im (erneuerten) Eingangsbereich (Quadranten F-H/12) wurde das Fundament der Höhlenabmauerung bereits knapp unterhalb des rezenten Gehniveaus festgestellt. Eine weitere Abklärung der Zugehörigkeit zu einer der Bauphasen konnte nicht mehr durchgeführt werden.

Funde

Das gesamte während dieser Untersuchungen geborgene Fundmaterial aus dem genannten Schichtenpaket datiert in das (14.)/15. Jh. Damit dürften auch die Ablagerungen selbst etwa in diese Zeit fallen. Eine Datierung der untersten Holzkohleschicht mit Hilfe von 14C ist noch abzuwarten, um weitere Klarheit zu gewinnen. Der Fundstoff wird durch H. Stadler eigens vorgelegt.

Zusammenfassung

Die Grabungen in der sogenannten „Naturhöhle“ Altfinstermünz belegten, dass hier ein natürlicher Hohlraum künstlich noch wesentlich erweitert wurde. Das über dem am Höhlenboden liegenden, feinen, mit Steinen durchsetzten Schwemmsand bzw. dem Verwitterungsmaterial über dem Fels abgelagerte, bereichsweise etwa 1,7 m mächtige Schichtenpaket wird aufgrund des eingelagerten Fundspektrums in das (14.)/15. Jh. zu datieren sein, also in die schriftlich und bauanalytisch belegte Haupt-Bauzeit der bestehenden Befestigungsanlage. Es war charakterisiert durch wechselweise Ablagerungen von Holzkohlen, Aschen, Kalkschichten und teilweise humos durchsetztem Versturzmaterial. Die Holzkohleschichten wiesen häufig an der Unterseite Verziegelungsspuren auf, entstanden also vor Ort oder wurden noch im heißen Zustand abgelagert. Die Kalkschichten waren stark zersetzt und zeigten oft charakteristische Rötungen. Mit der Ausdehnung dieser Schichten im Grabungsgrundriss wurde eine frühere Form der Höhle grob erfasst. Sie war wahrscheinlich um gangartigen Fortsetzungen nach NO und W zu ergänzen, wie sie sich im Befund andeuteten und in der heutigen Höhlenform noch nachvollziehbar waren (vgl. Beilage Grabungsflächen, Sit. 2). Entsprechend musste die ursprüngliche Eingangssituation unterhalb des spätgotischen Mauerabschnitts angenommen werden (Quadrantenreihen 6-8). Mit den erwähnten Eingriffen sind ältere Höhlenbefunde vermutlich zur Gänze verloren gegangen. Die Datierung dieses Konvoluts legte nahe, dass es in Zusammenhang mit der Entstehung der überlieferten Befestigungsanlage stand. Da der Turm Sigmundseck als einziger Baukörper unmittelbar mit der Höhle in Verbindung zu bringen war und sich der überlieferte Zeitpunkt seiner Errichtung mit der Entstehung des älteren Schichtenpakets überschnitt, bestand die Vermutung, dass während dessen Errichtung ein Teil dieser massiven Veränderungen des natürlichen Hohlraums erfolgte.

Das stratigraphische Verhältnis dieser in ihrer Entstehung noch ungeklärten Schichten zur Abmauerung der Höhle (um 1500) war etwas unklar. Wenn sie von der Mauer geschnitten worden wären, müsste zuvor die Situation im Höhlenvorfeld so gestaltet gewesen sein, dass ihre Stabilität gegeben war. Z. B. könnte diese Mauer einen Vorgänger in vorgelagerter Position gehabt haben, an die die Schichten anliefen. Andernfalls müsste der Fels vor der Höhle, etwa zur Errichtung der vorgelagerten Bauten, stark abgearbeitet worden sein. Mit der Abmauerung der Höhle (um 1500) muss deren Öffnung bereits weitgehend in der heutigen Form bestanden haben oder gleichzeitig (kurz zuvor) geschaffen worden sein. Eine Zweiphasigkeit der Mauer, wie aufgrund eines Vorsprungs oberhalb dieses Schichtenpakets vermutet werden konnte, war nicht zu erkennen. Ihr primärer Zweck mag die Sicherung des Zugangs bzw. des Vorfeldes zum Turm Sigmundseck gewesen sein.

Die Abbildungen des 17. Jh. zeigten durchwegs bereits ein weit hochgezogenes Gebäude in diesem Bereich. Die Fensteröffnungen hatten zu diesem Zeitpunkt bereits keinen Sinn mehr und waren wohl schon vermauert. In dieser Zeit wurde der Zugang erneuert und vermutlich verbreitert, was wahrscheinlich mit einem Funktionswandel zusammenhing (Nutzung durch die zumindest für das 18. Jh. nachweisbare Gastwirtschaft?). Auch die Aushöhlung einer etwa 2,3 m breiten, 2,0 m tiefen und vorne 2,0 m hohen Nische neben der Tür dürfte in diesem Zusammenhang zu sehen sein. Rußspuren an den Höhlenwänden und älteren Mauerteilen sprachen für eine Verwendung als Kochstelle. Nach dem Grabungsbefund wurde dieser Höhlenteil erst von dem jüngeren Auffüllungspaket des (16.)/17. Jh. bedeckt. Das spricht für eine entsprechendspäte Aufweitungsphase.

Bereits die spätgotische Mauer besaß einen Absatz, der einer Zwischendecke als Auflager gedient haben könnte. Diese Situation wurde später wieder aufgenommen. Eine N-S orientierte Trennmauer durch die Höhle diente offensichtlich als Auflager für eine Deckenkonstruktion. Reste davon fanden sich auch an den Höhlenwänden. Möglicherweise hatte auch sie bereits einen Vorgänger, da auch eine ältere, gleich orientierte Decke eines Auflagers bedurft hätte. Die Einrichtung eines zweiten Geschosses wird unterschiedliche Gründe gehabt haben. Schon die Tatsache, dass das obere Fenster in der Höhlenabmauerung seitliche Sitzbänke besaß, sprach für eine Verwendung dieser Öffnung vom Obergeschoss aus. Das wiederum setzte eine Deckenkonstruktion, zumindest über einem Teil der Höhle, voraus. Auch der Aspekt des Schutzes vor herabfallendem Steinmaterial ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung.

Kapelle Mariä Himmelfahrt

Die etwa 60 m südöstlich des Torturms von Altfinstermünz gelegene Kapelle (Abb. 14, Beilage Lageplan) ist nach den Schriftquellen im Jahr 160517 fertiggestellt worden. Der bestehende Bau besitzt eine Rundapsis. Im Gegensatz zu einer Matthias Burglechner zugeschriebenen Gouache vom Anfang des 17. Jh.19, ebenfalls mit Rundapsis, wird sie 1605 in einer Federzeichnung im Codex Brandis mit einem Polygonalchor dargestellt19. Der Altar wird 1696 datiert20.

Parallel zu den Ausgrabungen in der sog. „Naturhöhle“ Altfinstermünz wurde die Kapelle einer Generalsanierung unterzogen. Dabei entfernte man u. a. den Boden und grub bis etwa 0,4 m tief (Abb. 15). Im Zuge dieser Arbeiten kam der Polygonalchor eines Vorgängerbaues ans Tageslicht (Abb. 16, Beilage Kapelle Mariä Himmelfahrt). Die Form war nur an der Innenseite zu erkennen. Die Außenseite verlief gerade bzw. leicht schräg durch das Gebäude. Während die heutige Kapelle innen ca. 9,60 m in der Länge maß, war der Vorgängerbau nur knapp 6 m lang. In der Breite war Letzterer im Grundmauerbereich um ca. 0,3 m schmäler. Die Stärke der Ostmauer betrug auf diesem Niveau 0,94-1,20 m. Eine derartige Unregelmäßigkeit an der Außenseite wird am ehesten geländebedingt zustande gekommen sein, was im Grundmauerbereich noch verständlich ist. Der Chorschluss war innen auf diesem Niveau etwas unsymmetrisch. Vom Aufgehenden hatte sich nichts erhalten. Der Bau stand teils auf Fels teils im verfestigten Schwemmsand. Nahe dem östlichen Ende einer in das Langhaus laufenden Felsrippe fanden sich Spuren einer Pfostensetzung mit Keilsteinen (Abb. 17). Der hölzerne Pfosten war im Querschnitt etwa 0,13 x 0,11 m groß. Aufgrund seiner ungewöhnlichen Position wird er im Zusammenhang mit einer Hilfskonstruktion zum Kirchenbau zu sehen sein.

Grabungskampagne 2005

Bauteile nordöstlich des Torturms Anlass der Untersuchung und Grabungsverlauf

Im Rahmen der Sanierung der Befestigungsanlage „Altfinstermünz“ sollten die Nordmauer des Torturmes und die von diesem ausgehende östliche Sperrmauer trockengelegt werden (vgl. u.a. Abb. 3, 5, 18 u. 20). Für diesen Zweck waren Bodeneingriffe unumgänglich. Da sich aber gerade in diesem Bereich, im Zwickel der beiden Bauteile, im dritten Obergeschoss ein Aborterker/Pechnase (Wehrerker) befand21 (Abb. 20), musste befürchtet werden, dass eine historisch wertvolle Informationseinheit, eine Entsorgungsanlage der Burg, undokumentiert verloren gehen könnte. Aus diesem Grund wurden die Arbeiten archäologisch begleitet. Die Abtiefung erfolgte mit einem kleineren Schaufelbagger.

Innen an die Sperrmauer angebaut befand sich ein tonnengewölbter Raum (H.3.6), der als Küche Verwendung gefunden hatte (Abb. 5 u. 21). Sowohl die Tür- als auch die Fensteröffnung entstanden in der überlieferten Form erst im 18./19. Jh. Sie stellten Erweiterungen bereits bestehender Öffnungen dar (Abb. 26 u. 28). Der darüber befindliche Dachraum konnte nicht begangen werden.

Befunde - Backofen

Bereits knapp unterhalb der Oberfläche gab sich im Eck zwischen Torturm und östlicher Sperrmauer ein aus kleinteiligem Bruchsteinmauerwerk errichteter, außen verputzter (Abb. 28) Baukörper mit annähernd rechteckiger Außenkontur zu erkennen. Er war dem (verputzten) Turm angestellt (vgl. Beilage Lageplan). Die ungefähr parallel zu diesem verlaufende Nordkante des Bauwerks lag in max. etwa 2,70 m Abstand davon. Sein östliches Ende befand sich ca. 1,43 m von der Ecke Turm/Sperrmauer. Die Innenkontur hatte Birnenform und war zur Tür des Raumes H.3.6 hin geöffnet (Abb. 18 u. 22). An der breitesten Stelle maß sie 1,86 m. Sie wurde auf eine Länge von ca. 2,23 m freigelegt (vgl. Beilage Backofen).

Diese Form legte als Funktionstyp des Bauwerks einen Backofen nahe. Als wesentliches Argument dazu musste allerdings der bauliche Zusammenhang mit der Küche Raum H.3.6 herangezogen werden, weil Öfen ähnlicher Bauweise auch für andere Zwecke Verwendung fanden22. Auch die Erwähnung eines Backofens in den Schriftquellen konnte dafür als Indiz herangezogen werden. Da er am Turm orientiert war, verlief die Sperrmauer schräg dazu, wobei die Wandung des Innenraums noch weit hinter die Außenkante derselben hineinlief (mind. 0,5 m). Es ist anzunehmen, dass dieses Ende einer Bedienungsöffnung zustrebte. Sie befand sich an Stelle der heutigen Tür, die deshalb vielleicht aus einer Aufweitung derselben entstand. Es kann sich dabei aber im Falle eines größeren zeitlichen Hiatus auch um eine terziäre etc. Öffnung handeln. Wie lange einerseits der Ofen in Betrieb war und wann andererseits eine Tür an Stelle des Mundloches entstand, war nicht zu eruieren. An der Südseite verlief die Kontur des Backraumes gerader als gegenüber und wirkte so, vermutlich aus Platzgründen, etwas gezwungen. Wenn man sich die Position des am Ofen Arbeitenden innen an der Sperr- bzw. Küchenmauer vorstellt, so ist seine Arbeitsrichtung senkrecht zu dieser anzunehmen. Die stärkere Krümmung der Nordwand trägt dem Rechnung. Zur Beschickung der Südhälfte des Backraums war er links von der schräg verlaufenden Mauer in seinem Aktionsradius behindert, weshalb eine stärkere Ausbuchtung der Südwand weniger Sinn gemacht hätte. Das spricht auch für eine spätere Zeitstellung des Ofens gegenüber der Sperrmauer23.

Mit einem Schnitt etwa senkrecht zur Turmmauer wurde das östliche Drittel des Innenraums bis auf etwa 1,1-1,5 m unter die Abrisskrone abgetieft (Abb. 23-24). Außen erfolgte eine Freilegung an der Oststeite bis ca. 0,66 m unterhalb der Ostmauer. Entlang der Innenwandung verlief etwa 0,2 m unterhalb der Abrissfläche ein ca. 0,10 – 0,35 m breiter Absatz. Der Hohlraum darunter war mit grobem Steinmaterial (Bruchsteine, vermutlich Bauschutt) und Sand/Schotter aufgefüllt. Eine derartige Füllung war nichts Ungewöhnliches24. Am unteren Grabungsende befand sich eine estrichartige Mörtelfläche. Eine weitere Abtiefung erfolgte nicht. Der erwähnte Absatz diente als Auflager für die Arbeitsfläche. Sie bestand aus aus einem bereichsweise ausgebesserten Ziegelboden auf Mörtel, etwa 0,11 m über diesem. Etwa 0,08 bis 0,10 m unter dieser Oberfläche fand sich ein älteres Mörtelbett mit Ziegelabdrücken. Somit hatte diese Konstruktion zumindest einen Vorgänger gehabt. Wohl aufgrund von Setzungen der Steinfüllung hing die Fläche in der Mitte um ca. 0,04 m durch. Aus diesem Grund wird man die drei Ausgleichsschichten aus Lehm aufgebracht haben, die wegen der Arbeitstemperatur verziegelten. Dazwischen fanden sich dünne Ablagerungen, vemutlich vom Arbeitsprozess. Dieses Paket war etwa 0,12 m stark. Holzkohlen waren nur sehr spärlich in die Schichten eingelagert.

Eine heute zum Schwellenaufbau der Tür zu Raum H.3.6 gehörende Steinplatte dürfte Teil der Bedienungsöffnung des Ofens gewesen sein, da die Arbeitsfläche aus Ziegeln an bzw. auf diesen Stein lief (vgl. Beilage Backofen). Der Höhenunterschied zum heutigen Küchenboden beträgt ca. 0,60 m (plus ca. 0,1 m für die später aufgetragenen Schichten im Ofen). Das zum Backofen gehörige Laufniveau in der Küche wurde nicht ergraben, aber dieser Betrag entspricht etwa einer Mindestarbeitshöhe. Die spärlichen Überreste des aufgehenden Mauerwerks ließen keine Rekonstruktion des Oberteiles zu. Hier wurden vereinzelt auch Ziegel vermauert, möglicherweise aber nur für Ausbesserungszwecke. Vermutlich handelte es sich um eine Kuppel. Einige Steine an der Innenwandung wirkten hitzegerötet.

Das NO-Eck war außen abgeschrägt (Abb. 18, 22, 24), was auf eine Zwangssituation schließen ließ. Diese Schräge verlief parallel zum Stiegenabgang in die „Bastei“ (s. u.), stand damit aber in keinem zwingenden Zusammenhang. Aus diesem Grund ist nicht auszuschließen, dass jenes Bauwerk einen Vorgänger besaß, auf den der Backofenbau Rücksicht zu nehmen hatte.

Die Anordnung außerhalb der Gebäude wird auf die erhöhte Feuersgefahr zurückzuführen sein, stellte aber vermutlich ein verteidigungstechnisches Problem dar. Vielleicht war auch aus diesem Grund eine zusätzliche Sicherung vonnöten.

Von der vermuteten Latrinenanlage konnte nichts beobachtet werden. Aufgrund der Positionierung des Aborterkers über dieser Stelle wird man aber damit rechnen müssen, dass sich unterhalb des Backofens noch Reste davon befinden. Gleichzeitig ist mit der Errichtung des Letzteren ein fortdauernder Betrieb der Latrine nicht mehr denkbar.

Nach den Schriftquellen erfolgte die Errichtung des Klausen- oder Torturmes um 1500 und zog sich noch länger hin25. Der Backofen wurde aufgrund des Anstellbefundes sicher nach der Aufstellung der Außenmauern gebaut. Vermutlich stand er in Zusammenhang mit der nach der Bauuntersuchung im 16. Jh. entstandenen Küche26. Ein Bericht Jörg Kölderers von 1522 erwähnte einen Backofen, bei dem es sich um den ergrabenen gehandelt haben könnte27. Die nach diesem errichtete „Bastei“ wurde in den Quellen vermutlich ebenfalls erwähnt. Bestrebungen, eine solche zu errichten sind aus dem 16. Jh. bekannt. In Summe ist der Backofen mit großer Wahrscheinlichkeit etwa in das 1. V. 16. Jh. zu datieren.

Befunde - Bastei28

Östlich an die Sperrmauer bzw. den Backofen anschließend fanden sich Überreste eines länglichen, in den nördlich des Torturmes gelegenen Hang gestellten Gebäudes. Es war von NW her über eine Treppe mit 8-9 Stufen zugänglich und bildete einen gangartigen Raum (Abb. 18-19, 24-25, 27-28, Beilagen Lageplan sowie Grundriss Backofen, Bastei etc.). Dessen Länge betrug etwa 7,2 m, die Breite an der Basis am turmseitigen Ende ca. 1,4 m.

Die westliche Mauer und Raumbegrenzung schloss an die NO-Ecke des Turms an (Abb. 19, 25 u. 28). Sie verlief etwa rechtwinklig zur rückseitigen Mauer. Da ihre westliche Ansicht äußerst unregelmäßig war,. wird sie gegen Erdreich gemauert worden sein, das aus Füllmaterial in Form von Sand/Schotter mit eingelagerten Steinen bestand. Ihre Stärke betrug etwa zwischen 0,8 und 1,0 m. Das östliche Ende verlief etwa parallel zur Ostmauer des Turms, so dass sich hier ein spitzer Winkel ergab. Diese Mauer war der nördlichen Hangmauer angestellt und hatte eine Stärke von etwa 0,8 m. Außen wurde sie vom Erdreich verdeckt. Die Westmauer war noch etwa 1,6 m hoch erhalten. In ihrer Struktur ähnelte sie der Nordmauer. An der Gegenseite befand sich die Ostmauer mit der Nordmauer in den oberen Teilen im Verband (Abb. 27 u. 30). Sie war hier ca. 1,2 m hoch erhalten. Ihre Abrissfläche fiel nach Süden hin stark ab. Zur Südmauer war der Befund erhaltungsbedingt unklar.

Die Längsmauern waren massiv gebaut bei einer Stärke um 1,3 bis 1,4 m an der Abrisskrone der hangseitigen Mauer. Sie wurden mit deutlichem Anzug in den Hang gestellt. An der nördlichen Mauer war in ca. 1,3 m Höhe (ab einem Fußbodenrest am Westende, bis ca. 0,5 m unter der Abrissfläche) nach oben hin ein Orientierungswechsel in die Vertikale festzustellen (vgl. Abb. 25). Dabei dürfte es sich um den Gewölbeansatz gehandelt haben. Eine Überwölbung des Raumes ist wahrscheinlich. Im Gegensatz zur unteren Mauer war diese noch besser erhalten, d. h. die Ansichtsfläche geschlossener mit zahlreichen kleinen flachen Steinen als Auszwickungen. Ihre Struktur wirkte aber auch insgesamt kleinteiliger. Sie lag teilweise direkt dem Fels auf, teilweise dem Hangschotter (Abb. 27 u. 30). Der Abstand zwischen Ostende und der Kante zum Stiegenaufgang betrug ca. 6,5 m.

Zwischen dem Turm und der unteren bzw. südlichen Längsmauer verblieb wegen deren Anzugs ein dreieckiger Zwickel, der ebenfalls mit Mauerwerk aufgefüllt wurde (Abb. 25 u. 28). Die talseitige Längsmauer bestand aus Bruchsteinen (hpts. Kalk, wenig Schiefer) bis ca. 0,25-1,3 m Länge bei Lagenhöhen von ca. 0,15-0,25 m (plattige Struktur) (Abb. 30). Große Steine fanden sich v. a. an den Ecken. Die Lagen waren teils stark schwimmend. Die etwas abgewitterte Ansichtsfläche wirkte aufgrund des Fehlens von kleinteiligem Auszwickungsmaterial etwas löchriger als die der nördlichen Mauer. Der Mauerkern bestand aus kleinteiligerem Steinmaterial unter Verwendung von viel Mörtel. Rundhölzer von ca. 0,1 m Durchmesser waren im Abstand von ca. 1,53 m senkrecht zur Mauerrichtung als Verankerungen eingelassen. Nach etwa 7,4 m vom Turm endete die Mauer. An diesem Eck setzte eine in der Struktur ähnliche, aber stark aufgelöste Hangstützmauer mit abweichender Orientierung an. Am westlichen Ende fand sich noch ein Rest der Südmauer raumseitig aufgehend. Er befand sich im Verband mit der Westmauer. Der Abstand zwischen diesem Inneneck und der Stiegenhauskante betrug etwa 1,1 m. Ebenso war hier der Überrest eines Bodenniveaus mit einer Fläche von ca. 1,7x1,4 m erhalten. Es handelte sich dabei um eine Art Mörtelestrich mit einigen eingelagerten, flachen, bis ca. 0,2 m großen Steinen.Dieser massiv gebaute Gang konnte vom NW-Eck her betreten werden. Hier fanden sich die Überreste eines unter einem Winkel von ca. 45° nach NW führenden Zuganges mit 7 gemauerten und einer in den Schotter/Sand gesetzten Stufe, in die (in Resten noch erhaltene) Holzbretter eingelassen waren. Mit diesen wurde der Höhenunterschied von ca. 1,63 m überwunden. Die zwei untersten Stufen waren den Wänden vorgemauert.

Mit einer Breite von nur etwa 0,6 m war der Abgang sehr schmal. Erst mit den obersten Stufen weitete er sich auf gut 0,8 m. Allerdings zeigte die NO-Mauer zwischen dritter und sechster Stufe eine längliche Ausnehmung in dieser Höhe (ca. 0,54 m) bei einer Tiefe von ca. 0,15 m. Der weitere Verlauf wurde nur indirekt durch den Rest der südlichen Begrenzungsmauer und die vermutlich zugehörige Abarbeitung des Felsens an der Nordseite angegeben. Zur Sperrmauer hin fand sich im Norden auch noch der Rest einer vielleicht zugehörigen oder aber später errichteten Hangstütz(?)Mauer. Der hier etwa 0,9 m weite Gang verlief bogenförmig in Richtung des heute bestehenden Fensters in der Sperrmauer, das offenbar zumindest einen Vorgänger besaß. Die flachbogige, getrichterte Öffnung wurde bis zum Parapet zugemauert. Sie besaß, wie im Brüstungsbereich noch erkennbar, eine lichte Weite von max. 1,02 m gegenüber der heutigen von 1,25 m. Bodenniveau konnte hier keines festgestellt werden.

Insgesamt spricht der Befund für eine einheitliche Entstehung des Bauwerks. Die massive Bauweise, seine Position an der Flanke des Torturms und seine Ausrichtung, leicht schräg von diesem wegziehend, die eine Bestreichung dessen Vorfeldes ermöglichte, sprachen für eine verteidigungstechnische Bestimmung. Der Zugang führte durch die östliche Sperrmauer in einen schmalen, wohl ebenfalls überwölbten Gang, der sich zwischen Felswand und bestehenden Backofen durchzwängte, dann eine sehr schmale Treppe hinab (mit Ausrüstung?!) in einen eingewölbten, massiv gebauten Wehrgang. Hier dürfte es an der Südseite Schießscharten gegeben haben. Bei dem Bauwerk handelte es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine Art Bastei, deren Aufgabe die Sicherung und Beobachtung des Vorfeldes des Torturmes war. Eine zusätzliche Befestigungsanlage war vor der Mitte des 16. Jh. in Planung (1542 erwähnt), wurde aber scheinbar nie ausgeführt: „Es sollte, ein pastey gerad ob der clausen auf den kofl gepaut’ werden, da die Klause ‚yez gar kain befestigung ist’29. „So die pastey auf denselben kofl gepaut wird, beschützt und regiert sy den gannzen perg, zu sambt der clausen, diennt auch allennthalben herab auf die strassen unnd steig so aus dem Engedein geen …“30. Nach dem Grabungsbefund erfolgte die Errichtung wahrscheinlich doch, vielleicht etwas später und in abgeänderter (reduzierter) Form, da die Kammer einen solchen Bau noch 1545 für unnötig und nicht finanzierbar hielt31. Keine der zur Verfügung stehenden Darstellungen des 17. Jh. zeigte Gebäude in diesem Bereich der Anlage. Aufgrund der Funde aus der Verfüllung des Hohlraums der „Bastei“ muss das Bauwerk aber noch einige Zeit nach der Entstehung dieser Abbildungen, vielleicht obertägig nicht erkennbar, existiert haben. Es könnte noch bis lange danach evt. als Keller- bzw. Lagerraum in Verwendung gewesen sein, ehe das Gewölbe abgebrochen und der Hohlraum endgültig aufgefüllt wurde. Die Funde aus diesen Schichten (s. u.) belegen den Beginn der Verfüllung frühestens in den 20er-Jahren des 17. Jh. Dieser Prozess dauerte bis in das 19. Jh. hinein an. Für die Anlage bedeutete das, dass sie wohl im Laufe des 17. Jh. in ihrer ursprünglichen Funktion als Sicherungs- und Verteidigungsbauwerk aufgegeben wurde.

Funde aus der Verfüllung

Nach der Aufgabe des Bauwerks wurde es vermutlich noch in abgeänderter Funktion weiterverwendet. Offenbar füllte man den gesamten Hohlraum bes. nach dem Abriss des Gewölbes auf (Abb. 31). Aus diesen Auffüllungen wurden zahlreiche Funde geborgen. Neben einigem Altmaterial wie renaissancezeitlichen Ofenkacheln (ca. 2. H. 16. Jh.) fand sich in den unteren Schichten Keramik bes. des 17. Jh. Dazu zählten Fayencen, aufwändig verzierte Malhornware, einfachere Formen mit grüner und brauner/braungelber Glasur (z.B. Teller, Schüsseln, Töpfe), Schwarzhafnerware mit Glättstreifen usw. Von den untersten etwa 0,30 m stammten auch zwei Kippervierer aus den 1620er-Jahren. Damit erfolgte die Aufgabe/Verfüllung des Raumes nicht vor diesem Zeitraum. Ab etwa 1 m oberhalb des Bodenniveaus mischten sich deutlich jüngere Keramikgattungen wie Steingutteller oder Steinzeugflaschen in das Fundmaterial. Insgesamt reichte das Fundspektrum der Verfüllung somit deutlich in das 19. Jh. hinein.

Schornstein

Zwischen dem Backofen und der „Bastei“ konnte an der Außenmauer des Torturmes ein schräg aus der Mauer kommender Rauchabzugskanal mit ovalem Querschnitt freigelegt werden (Abb. 29). Er wurde außen in einem ca. 0,67 m breiten und etwa 0,35 m schräg vorspringendem Schornstein gefasst (s. Beilage Backofen, Bastei etc.).

Abflusskanal

Im Bereich der Ganges zur „Bastei“ fanden sich Reste eines mit senkrecht gestellten Steinen eingefassten Abflusskanals (Abb. 18, 22, 24 u. 28). Er führte zum ehem. Stiegenabgang, wo sich seine Spur verlor. Seine lichte Weite betrug ca. 0,15 m, die Tiefe etwa 0,20 m, außen maß er ca. 0,30-0,35 m. Zum Teil war er noch oben mit Decksteinen geschlossen. Die Wangen und die Sohle waren mit Mörtel gebunden. Vermutlich ist dieser Kanal in Zusammenhang mit dem Betrieb der Küche zu sehen, nachdem die „Bastei“ als solche aufgegeben war. Möglich wäre, dass flüssiger Küchenabfall über einen Schüttstein im Bereich des heutigen Fensters entsorgt und mit Hilfe des Kanals abgeleitet wurde. Zu diesem Zeitpunkt war der ehemalige Wehrgang wohl schon aufgefüllt (s. Beilage Backofen, Bastei etc.).

Baggerprofil

Nahe dem östlichen Ende des Untersuchungsbereiches wurde zur Klärung des Bodenaufbaus ein schmaler Baggerschnitt von 0,65m Breite und 1,40 m Länge eingebracht (Abb. 32) An der Basis fand sich natürlich abgelagerter Schluff/Feinsand. Unmittelbar darüber konnte eine etwa 0,02 m starke Holzkohleschicht festgestellt werden. Sie vermengte sich mit dem oben anschließenden kleinteiligen Verwitterungsschutt. Über eine 14C-Datierung dieser Holzkohlen könnten Informationen zur frühesten Entwicklung der Örtlichkeit als Ganzes gewonnen werden (s. BeilageBackofen, Bastei etc.).

Alexander Zanesco, Hall i.T., 18.Dezember 2005

Klausenanlage von Altfinstermünz im September 2004

Abb.1: Klausenanlage von Altfinstermünz im September 2004, Blickrichtung Nord; die Bauteile von links: Brückenturm, Brücke, Sigmundseck (oben), Binnenverbauung mit der Höhle dahinter, Torturm, vorne Sperrmauer zum Inn.

Bauteile im Vorfeld des Höhleneingangs, rechts oben östliche Sperrmauer vom Torturm nach Norden.

Abb.2 und 3: Bauteile im Vorfeld des Höhleneingangs, rechts oben östliche Sperrmauer vom Torturm nach Norden.

Eingang in die sogenannte „Naturhöhle Altfinstermünz“

Abb.4: Eingang in die sogenannte „Naturhöhle Altfinstermünz“

Baualterkartierung aus BDA-Bericht Gz. 4.993/30/05

Abb.5: Baualterkartierung aus BDA-Bericht Gz. 4.993/30/05, links oben Höhle mit Räumen F.0.1 und F.0.2, die Abmauerung des Höhleneingangs wird inzwischen etwas jünger datiert (spätgotisch), nach rechts oben ein natürlicher Gang, nach links unten ein künstlich aufgeweiteter Spalt als Aufgang zum Turm Sigmundseck, rechts unten Torturm.

Eingangsbereich (links) der Höhle, rechts Abmauerung der Höhle

Abb.6: Eingangsbereich (links) der Höhle von innen (Raum F.0.2) gesehen, rechts Trennmauer zu R. F.0.1

Abb.7: Raum F.0.1, rechts Abmauerung der Höhle mit Fensteröffnungen, links Trennmauer zu R. F.0.2.

links Eingangsbereich der Höhle vom östlichen Kamin aus

Abb.8: links Eingangsbereich der Höhle vom östlichen Kamin aus gesehen, Blickrichtung SW, Mitte Trennmauer zu R. F.0.1 mit Blick auf die Sondage F-I/7, Ausnehmungen für die Deckenbalken, links unten teils frei stehende Mauerscheibe mit Nischen an der Gegenseite, vermutlich in Zusammenhang mit der Küchennische zu sehen (links davon).

Trennmauer ca. E. 18./A. 19. Jh. zwischen Räumen F.0.1 u. F.0.2,

Abb.9: Trennmauer ca. E. 18./A. 19. Jh. zwischen Räumen F.0.1 u. F.0.2, Türöffnung und oben Ausnehmungen für die Deckenbalken, rechts Abmauerung des Höhleneingangs, deutlich zu erkennen die Verrußung der älteren Mauerteile.

Westlicher und älterer Teil der Abmauerung des Höhleneingangs

Abb.10: Westlicher und älterer Teil der Abmauerung des Höhleneingangs, rechts unten teils zugemauerte Fensteröffnung, oben gotisches Fenster mit erneuerter linker Laibung und Sitzbank rechts, rechts daneben am Fels ein Lichtschlitz, beide zugemauert, links Trennmauer zwischen F.0.1 u. F.0.2, ab diesem Bereich keine Verrußung mehr.

Abmauerung des Aufgangs zum Turm Sigmundseck

Abb. 11a/b: Abb. 11a/b: Abmauerung des Aufgangs zum Turm Sigmundseck und Blick in den Gang, Blickrichtung West, un-ten Mauersockel entlang der westlichen Höhlenwand.

Abb. 12: Blick in den höher gelegenen Gang im NO-Eck der Höhle als Rest der natürlichen Höhlenbildung, rechts teilweise frei stehende Mauer mit Nische.

Ostwand der Höhle, rechts vermutlich zu Kochzwecken

Abb. 13: Ostwand der Höhle, rechts vermutlich zu Kochzwecken ausgeschlagene Nische mit Mauerresten, links davon teilweise frei stehende Mauer mit zwei Nischen, wahrscheinlich zur Kochnische gehörig.

Altfinstermünz 2004. Blick nach Südosten am Klausenturm

Abb. 14: Altfinstermünz 2004. Blick nach Südosten am Klausenturm vorbei zur Kapelle Mariä Himmelfahrt.

Abb. 15: Bodenabsenkung in der Kapelle Mariä Himmelfahrt, im Vordergrund Felsrippe, dahinter Reste des Polygonalchors eines Vorgängerbaues.

Polygonalchor des Vorgängerbaues zur Kapelle Mariä Himmelfahrt

Abb. 16: Polygonalchor des Vorgängerbaues zur Kapelle Mariä Himmelfahrt in Altfinstermünz, Blickrichtung Nord, links der Innenraum.

Abb. 17: Alfinstermünz 2004. Felsrippe im Boden der Ka-pelle Mariä Himmelfahrt mit einer Pfostensetzung nahe deren östlichem Ende.

Altfinstermünz 2005. Blick vom Torturm auf die nördlich davon gelegenen Befunde,

Abb. 18: Altfinstermünz 2005. Blick vom Torturm auf die nördlich davon gelegenen Befunde, links die Sperrmauer über einen Backofen laufend, rechts davon „Bastei“ mit Resten des Treppenaufganges am Backofen vorbei in Richtung einer Türöffnung in der Sperrmauer, der Fels für die Errichtung desselben abgetragen, innerhalb dieses Ganges sekundärer Einbau eines Abflussgerinnes, unten an der Turmmauer zwischen Backofen und „Bastei“ die Öffnung eines aus dem EG des Turmes kommenden Schornsteins.

Altfinstermünz 2005. Blick auf die Reste der „Bastei“ nordöstlich des Torturms

Abb. 19: Altfinstermünz 2005. Blick auf die Reste der „Bastei“ nordöstlich des Torturms, hinten Treppe zum ehemaligen Verbindungsgang zur Burg, dahinter der für diesen Gangbau abgearbeitete Fels, links der Zwickel zwischen Basteimauer und Turm abgemauert, dahinter erkennbar die noch etwas höher herausragenden Reste des Backofens, rechts die östliche Begrenzung der „Bastei“, an der Nordmauer gut erkennbar der Ansatz zum Gewölbe.

Blick auf den Zwickel Torturm / Küchenraum

Abb. 20: Blick auf den Zwickel Torturm/Sperrmauer, oben Aborterker, Blickrichtung SW.

Abb. 21: Küchenraum H.3.6, Blick durch die aus einer (schrittweisen) Aufweitung des Mundloches eines Backofens entstandenen Türöffnung, links Herdstelle auf Felssockel.

Blick vom Torturm auf den freigelegten Backofen

Abb. 22: Altfinstermünz 2005. Blick vom Torturm auf den freigelegten Backofen, rechst unten das Außeneck in Orientierung des rechts davon gelegenen Stiegenhauses abgearbeitet.

Schnitt durch den Unterteil des Backofens

Abb. 23: Altfinstermünz 2005. Schnitt durch den Unterteil des Backofens, Auffüllung mit grobem Steinmaterial, Absatz als Auflager für die Konstruktion der Arbeitsfläche, die mehrfach erneuert bzw. ausgebessert wurde.

Blick von Norden auf den Backofen im Zwickel zwischen Torturm und östlicher Sperrmauer

Abb. 24: Altfinstermünz 2005. Blick von Norden auf den Backofen im Zwickel zwischen Torturm und östlicher Sperrmauer, vorgelagert bzw. links davon die Reste einer „Bastei“, unten spärliche Überreste eines in die Bastei führenden Ganges mit anschließender Treppe, rechts die ehem. Türöffnung tlw. abgemauert und zu einem Fenster umfunktioniert, unten auch ein sekundär eingebauter Abflussgraben.

Blickrichtung W auf die westliche Stirnmauer der „Bastei

Abb. 25: Altfinstermünz 2005. Blickrichtung W auf die westliche Stirnmauer der „Bastei“, links Überrest der talseitigen Außenmauer und Abmauerung des Zwickels zum Torturm, rechts Blick in den Treppenraum, der über einen Gang und eine Türöffnung durch die Sperrmauer (im Hintergrund) in die Burg führte, unten Reste eines Bodenniveaus, hinter der Mauer herausragend die Überreste eines Backofens.

Fensteröffnung in der östlichen Sperrmauer, Ostmauer der „Bastei“ von innen.

Abb. 26: Altfinstermünz 2005. Fensteröffnung in der östlichen Sperrmauer, links unten die übereck laufende Verputzung des Backofens, die Brüstungsmauer als Zusetzung einer ehem. Türöffnung zum Laufgang in die „Bastei“ entsprechend schmäler als die heutige Fensteröffnung, oben eine weitere, zugesetzte Öffnung, unten Teile eines Abflusskanals, die Türlaibung links ebenfalls sekundär entstanden.

Abb. 27: Altfinstermünz 2005. Ostmauer der „Bastei“ von innen.

Blick auf die im Zwickel zwischen Torturm und östlicher Sperrmauer freigelegten Befunde

Abb. 28: Altfinstermünz 2005. Blick auf die im Zwickel zwischen Torturm und östlicher Sperrmauer freigelegten Befunde, im Vordergrund verschiedene Teile der „Bastei“, dahinter im Eck Backofen, rechts Abflussgerinne und Teile des Gangs in die Bastion.

Rauchabzug aus dem EG des Torturms

Abb. 29: Altfinstermünz 2005. Rauchabzug aus dem EG des Torturms, der an der Nordseite zwischen Backofen und Basteimauer an die Außenseite gelangte und von hier an der Turmmauer hochgezogen wurde.

Frontalansicht der Basteimauern

Abb. 30: Altfinstermünz 2005. Frontalansicht der Basteimauern.

Verfüllungsschichten in der „Bastei“, Sondage östlich der „Bastei“

Abb. 31: Altfinstermünz 2005. Verfüllungsschichten in der „Bastei“.

Abb. 32: Altfinstermünz 2005. Sondage östlich der „Bastei“, direkt über dem Schwemmstand eine Holzkohleschicht.

1Eine Fortsetzung dieser Ausgrabung erfolgte im September 2005 durch das Institut für Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalter- und Neuzeitarchäologie unter der örtlichen Grabungsleitung von Mag. Michael Schick.
2 Vgl. auch für das Folgende, falls nicht anders vermerkt: W. Palme-Comploy, Finstermünz. In: O. Trapp, Tiroler Burgenbuch. Bd. 7 (Bozen, Innsbruck, Wien 1986) 15-28. Nach J. Riedmann, Mittelalter. In: J. Fontana u. a. (Hrsg.) Geschichte des Landes Tirol2. Bd. 1 (Bozen/Innsbruck/Wien 1998) 328 dürfte Finstermünz bereits einen westlichen Grenzpunkt der Grafschaft Norital gebildet haben.. Vgl. auch G. Pfaundler, Tirol Lexikon2 (Innsbruck 1983) 78. Die Grenze und damit die Feste Finstermünz erhielten ihren „heutigen“ Grenz-Status unter Erzherzog Ferdinand Karl mit dem Verkauf seiner Rechte an die Gemeinden im Engadin und Prättigau im Jahr 1652: R. Palme, Frühe Neuzeit. In: J. Fontana u. a. (Hrsg.) Geschichte des Landes Tirol2. Bd. 2 (Bozen/Innsbruck/Wien 1998) 181.
3 W. Hauser u. a., unpubl. BDA-Bericht (Innsbruck 2003) Gz. 4.993/30/05. Nach Pfaundler (Anm. 2) wird im Jahr 1348 die Brücke erwähnt. Weitere Erwähnungen sind aus dem 14. Jh. bekannt: vgl. W. Comploy, Die Burgen Tirols am obersten Inn. Veröffentlichungen der Universität Innsbruck 74 (Innsbruck 1972) 93-105.
4 Errichtung von Sigmundseck im Jahr 1473 nach Pfaundler (Anm. 2), sonst wird meistens 1472 angegeben.
5 Nach ebd. seit dem 15. Jh.
6 Ein Bartolomeo Lucchese zugeschriebener Grundriss um 1615 zeigt noch keine Abmauerung; vgl. Palmer-Comploy (Anm. 2) 20. Doch ist dieser Plan auch in anderen Aspekten sehr ungenau, z. B. mündet hier der Gang von Sigmundseck an der Nordseite in die Höhle. Auch stimmen die Größenverhältnisse zwischen Höhle und Vorbauten nicht. Daher ist die Tatsache des Fehlens dieser Mauer im Plan kein zuverlässiger Datierungsanhalt.
7 Hauser u. a. (Anm. 3).
8 Vgl. Hauser u. a. (Anm. 3), Kulturberichte aus Tirol 57, 2003, 56. Denkmalbericht 2002, Innsbruck 2003, 104f.
9 Wie Anm. 3.
10 Wie Anm. 3.
11 Der Bartolomeo Lucchese zugeschriebener Plan von 1615 zeigt eine Treppe an Stelle des Höhleneingangs. Ob sie in das Obergeschoss der Höhle führte oder zum unteren Eingang, ist unklar. Vgl. Palme-Comploy (Anm. 2) 20. Aus einer Beschreibung Anton Roschmanns von 1738 geht hervor, dass man – mit Hilfe eines Stuhls – zum Höhleneingang hinaufsteigen musste, um sie betreten zu können. Vgl. W. Comploy, Die Burgen Tirols am obersten Inn. Veröffentlichungen der Universität Innsbruck 74 (Innsbruck 1972) 101.12 Vgl. auch Ebd.
13 R. Tasser, Das Bergwerk am Südtiroler Schneeberg (Bozen 1994) 91-98.
14 Laboruntersuchungen zu den Sedimenten stehen noch aus. Herrn Univ.-Prof. Dr. Gernot Patzelt, Igls, sei für seine freundliche Unterstützung und seinen Diskussionsbeitrag herzlich gedankt. – Es ist zu überlegen, ob diese Schichten nicht auch in Zusammenhang mit Feuersetzungen zur Höhlenerweiterung entstanden sein können.
15 Das wurde durch die genannten Nachgrabungen ausgeschlossen - frdl. Mitt. Univ.-Prof. Dr. Harald Stadler. Die Fortsetzung der Grabungen durch das Institut für Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalter- und Neuzeitarchäologie der Universität Innsbruck im Jahr 2005 befasste sich v. a. mit der Ausdehnung und weiteren Abtiefung dieses Befundes.
16 Bereichsweise festgestellte „Hinterfüllungen“ mussten nicht notwendigerweise von einer Eintiefung in bereits vorhandene Schichten stammen. Setzungen und Verformungen konnten Spalten schaffen, die durch Lockermaterial von oben wieder aufgefüllt wurden. Umgekehrt konnten direkt anschließende Schichten auch sekundär durch Bodenfließen oder Mauerverformungen in diese Position geraten sein. Eine solch unklare Situation ist bei Kontaktstellen zwischen Mauern und Bodenschichten sehr häufig festzustellen, weshalb die Gefahr vorschneller Schlüsse gegeben ist.
17 Institut für österreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes (Hrsg.), Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Tirol (Wien 1980) 553.- Vgl. auch Palme-Comploy (Anm. 2) 27.
18 Palme-Comploy (Anm. 2) 23, Abb. 7.
19 Ebd. 27, Abb. 11.
20 Wie Anm. 17.
21 Im Gegensatz zu den anderen Pechnasen besaß diese einen erweiterten „Raum“ in der Mauertiefe – frdl. Mitt. W. Hauser.
22 T. Hembach, Die Ausgrabung in der Domerschulstraße in Würzburg. Unpubl. Diss. phil. (Bamberg 2003) 39.
23 Dass es sich bei der Küche um einen sekundären Einbau handelte, wurde mehrfach belegt. Vgl. dazu Hauser u. a. (Anm. 3).
24 Vgl. K. Mohs, Backofenbau (Stuttgart 1926) 106.
25 Palme-Comploy (Anm. 2) 24f.
26 Hauser u. a. (Anm. 3)
27 Die Formulierung „…, auch das tach am obern hewsl im kofl unnd der turn im Inn“ lässt auf Sigmundseck und den Brückenturm schließen, wobei mit „Kofl“ offenbar der Felshang gemeint ist. Wenn dann gesagt wird „Der pachofen ist umnden im kofl, macht alle ding ruessig, das hewsl und kofl und den ganng. …“, dann befindet sich der Backofen weiter unten am Hang und verschmutzt mit seinem Rauch offenbar großflächig. Mit Häusl könnte der Torturm oder ein anderes nahegelegenes Wohngebäude gemeint sein, mit Gang z. B. die Wehrgänge. Zit. nach W. Comploy, Die Burgen Tirols am obersten Inn. Veröffentlichungen der Universität Innsbruck 74 (Innsbruck 1972) 103. Ein Studium der Originalquellen in Hinblick auf die Erwähnung verschiedener Bauteile wäre notwendig.
28Der Begriff „Bastei“ wurde wie jener des Bollwerks undifferenziert für verschiedene Formen aus der Hauptverteidigungslinie vorgeschobener Werke verwendet. Sie werden heute noch unterschiedlich angewandt. Dagegen ist „Bastion“ ein dem spätmittelalterlichen bis neuzeitlichen Festungsbau vorbehaltener Ausdruck für eine ganz bestimmte Bauform. Auch der der vermuteten Funktion dieses Gebäudes nahekommende Begriff „Wehrgang“ ist bereits von einem bestimmten Typus von Wehrarchitektur auf der Mauerkrone belegt. – H. W. Böhme/R. Friedrich/B. Schock-Werner (Hrsg.) Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen (Stuttgart 2004) 74, 86; W. Meyer, Burgen, Schlösser und Festungen in Deutschland und Europa. Bd. 1 (Würzburg 2002) 183f.; H. Neumann, Festungsbau-Kunst und -Technik (Bonn 2004) 132-141. G. Ortenburg, Heerwesen der Neuzeit. Waffen der Landsknechte, 1500-1650 (Bonn 1984) 156-171. In vorläufiger Ermangelung eines eindeutig zutreffenden Begriffes wird hier auf jenen auch in den zeitgenössischen Quellen zur Finstermünz verwendeten der „Bastei“ zurückgegriffen, der aufgrund seiner unklaren Definition vorerst einen flexibleren Gebrauch erlaubt.
29 Zit. nach Palme-Comploy (Anm. 2) 26. Sollte die Interpretation von „Kofl“ in Anm. 27 zutreffend sein, wäre klar, dass diese Bastei eben am Klausen- oder Torturm in den Hang gebaut werden sollte.
30 Zit. nach Comploy (Anm. 27) 104. Die Formulierung weist auf eine größere Anlage als die ergrabene. Um auch vom Engadin kommende Wege kontrollieren zu können, hätte das gegenüberliegende Innufer ins Visier genommen werden müssen. Die Errichtung müsste man sich daher etwas weiter westlich, innerhalb der Befestigung vorstellen. Die dort zu sehende, ebenfalls gangartige Verbauung im Vorfeld der Gebäude hatte vielleicht ähnliche Zwecke.
31 Ebd.

Mag. Dr. Alexander Zanesco

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